In den 40 Jahren ihres Bestehens hat die Deutsche Demokratische Republik (für die jüngeren: die 5 neuen Bundesländer) stets an irgendwelchen Dingen Mangel gehabt. Die Menschen waren es gewöhnt, dass es nichts gibt oder wenn, nur mit Anstehen oder Beziehungen. Ein Witz macht diese Situation deutlich: In der DDR gab es im Prinzip alles. Nur niemand wusste genau, wo im Prinzip liegt.
Weil das auch mit Nahrungsmitteln so war (ausgenommen Grundnahrungsmittel), waren viele Menschen bestrebt, in einem eigenen kleinen Garten das Nötigste anzubauen. Der Staat hat das gefördert. Er hat vielerorts Ackerland parzelliert und Bürgern als Kleingarten überlassen. Nicht nur, damit die Menschen sich eine kleinbürgerliche Oase im Grünen schaffen konnten. Auch deshalb, damit der Volkswirtschaft mehr Gartenerzeugnisse zur Verfügung stehen. Das wurde konsequent durchgesetzt.
Das Ablieferungssoll der Kleingärtner
Neben anderen restriktiven Verfügungen der Oberen, die Kleingärtner betreffend, gab es auch ein staatlich festgelegtes Ablieferungssoll. Jede Kleingartenanlage, und somit jeder Kleingartenpächter, hatte jährlich eine bestimmte Menge genau festgelegter Gartenerzeugnisse an den volkseigenen Handel abzuliefern. Es gab sogenannte Ablieferungskarten, in den genau notiert wurde, wann wie viel und welche Gartenerzeugnisse der Kleingärtner an den Handel verkauft hat.
Diese Karten wurden jährlich kontrolliert. Hielt sich der Kleingärtner dauerhaft nicht an diese Anordnungen, konnte der Garten weggenommen werden. Damit außerdem ein finanzieller Anreiz zur Ablieferung von noch mehr Gartenerzeugnissen gegeben war, zahlte der Handel Aufkaufpreise, die über den Verkaufserlösen lagen. Durch dieses unwirtschaftliche Prinzip, dass die DDR auch in anderen Wirtschaftszweigen anwandte, ging das Land letztlich zu Grunde.
Die Kleingärtner nutzten das für sich aus, verkauften ihre Äpfel oder Birnen für beispielsweise 0,60 M pro Kilo und kaufen die gleichen Äpfel oder Birnen im gleichen Geschäft dann für 0,40 M zurück.
Jährliche Gartenbegehungen
Auch heute finden jährliche Gartenbegehungen der Kleingartenverbände in den Anlagen statt. Sie haben jedoch einen anderen Zweck als zu DDR Zeiten. Heute geht es darum, die Einhaltung des Bundeskleingartengesetzes auf jeder Parzelle zu prüfen. Zu Zeiten der SED-Diktatur ging es darum, das Auge des Staates in jeden Garten, hinter jeden Busch, in jede Laube schweifen zu lassen. Nichts sollte dem Staat verborgen bleiben dürfen.